Wuff – keine Angst vor Hunden
Angst vor Tieren, besonders Hunden, muss nicht sein! Unsicherheit gegenüber Hunden provoziert falsches Verhalten. In drei geplanten Zusammentreffen kann mit Hilfe des folgenden Programms die notwendige Kompetenz erworben werden, damit Begegnungen mit Hunden zukünftig Freude bereiten. Das Programm kann – entsprechend abgewandelt – auf Ängste vor anderen Tieren übertragen werden.
Hunde „sehen“ anders und nehmen anders Kontakt auf. Wer sich nicht auskennt, verhält sich ungeschickt und fühlt sich schnell darin bestätigt, dass solch „unheimliche Wesen“ bedrohlich sind.
Was uns fremd ist, löst gern Unsicherheit aus. Wenn es mit einer Gefahr verbunden ist, entsteht Angst. Wenn wir Angst haben, wollen wir weglaufen. Aber das ist nicht immer sinnvoll, denn viele Tiere sind schneller als wir. Der beste Schutz ist es, die Unsicherheit abzubauen. Wenn wir Tiere kennen, können wir ohne Angst mit ihnen umgehen. Das beweisen viele Filme, die Menschen zeigen, wie sie ohne Angst mit Wölfen, Geparden, Schlangen usw. zusammensind.
In einem Trainingsparcours, der Spaß macht, kann jeder lernen, wie ein Hund tickt und seine Ängste überwinden.
Eigene Ängste überwinden und Unsicherheit abbauen: Wir werden Hunde-Trainer
Folgende Vorbereitungen sind vorab zu erledigen:
- Einen mittelgroßen Hund mit „Herrchen“ und ein Gartengrundstück für drei Übungstermine organisieren (Der Umgang mit dem Hund soll ohne Zeitdruck möglich sein, also etwa zwei Stunden einplanen. Auch wenn sich die Angst in dieser Zeit legt, baut sie sich nach zwei Tagen wieder auf – es sind daher Wiederholungen und Vertiefungen der Übungen notwendig. Der Abstand zwischen den Übungen sollte höchstens vier Tage betragen, damit die Übungen aufeinander aufbauen können.)
- Belohnungen und Getränk für Hund und Kind besorgen
- Handpuppen für ein Abschlussspiel besorgen (siehe unten)
- Ein Hundetrainerdiplom vorbereiten (siehe unten)
Begrüßung
Wie heißt unser Hund? (Hier Kiro. Alles was wir lieben, nennen wir mit Namen, sprechen wir nur von Hund, dann schaffen wir eine unnötige Distanz).
Dem Kind wird ein Überblick über den weiteren Ablauf gegeben: Zuerst gibt es Informationen zum Verstehen von Hunden, danach folgt der Praxisteil mit dem Hund: Immer zunächst zuschauen, wie „Herrchen“ mit dem Hund umgeht, dann das Beobachtete selber machen ggf. zusammen mit dem Hunde-Betreuer. Nach spätestens 45 Minuten eine Pause mit Essen und Trinken einlegen, um Verspannungen und Unkonzentriertheit entgegenzuwirken. Zum Abschluss jeder Übungseinheit wird das Gelernte kurz zusammengefasst und ein Foto von Kind und Hund gemacht.
Info zur Hundesprache
Im Regelfall kann man erkennen, ob von einem Hund Gefahr ausgeht, wenn man ein wenig Grundwissen hat. Bei der Einschätzung ist wichtig, dass man sich nicht auf einzelne Körperteile fokussiert. Entscheidend ist die gesamte Körperhaltung und Körperspannung: Wenn der Hund steif und starr dasteht oder in einem langsamen, staksigen Gang auf einen zukommt, dann ist das kritischer, als wenn ein Hund fröhlich schlenkernd durch die Gegend hüpft. Das ist analog zum Menschen.
Sobald der Hund die Zähne zeigt oder knurrt, sollte man Abstand halten. Auch beim Hecheln sieht man mal Zähne. Aber wenn der Hund die Lippen hochzieht, dann ist das bedrohlich und man sollte sich nicht mehr weiter nähern. Kurzköpfige Hunderassen wie Bulldoggen oder Möpse haben häufig Probleme beim Atmen und machen dabei schnorchelnde Geräusche, die als Knurren fehlinterpretiert werden können.
Wir übersehen im Alltag häufig, was uns ein Hund signalisiert. „Er hat aus dem Nichts gebissen“ – das stimmt in den allerwenigsten Fällen. Meistens gibt es eine Vorwarnung, das kann auch nur eine Anspannung, ein Wegducken sein und muss sich nicht immer gleich in Knurren oder gefletschten Zähnen zeigen. Viele Menschen achten nicht auf diese Zeichen. Das ist jedoch wichtig, vor allem wenn Kinder dabei sind. Man sollte genau beobachten, ob der Hund die Situation gerade wirklich okay findet. Wenn ein Hund den Kopf wegdreht, hat er kein Interesse am Kontakt. Passt man auf diese Zeichen auf, muss der Hund dem Kind nicht mit den Zähnen sagen: „Lass das!“
Wenn einem ein Hund direkt in die Augen schaut und man sich nicht sicher ist, wie das zu deuten ist, sollte man – um sicher zu gehen – besser nicht darauf einzusteigen und wegsehen. Aber mit ein bisschen Erfahrung sieht man schnell, ob der Hund einfach nur im freundlichen Sinne neugierig ist oder ob es sich dabei um eine Drohfixierung handelt.
Wenn man einem Hund begegnet, den man als weniger freundlich einschätzt,sollte man nicht frontal auf ihn zuzugehen. Wenn man in seine Richtung gehen muss, dann am besten in einem leichten Bogen um ihn herumlaufen. Das machen Hunde auch untereinander, das wirkt deeskalierend. Und dabei den Körper leicht vom Hund wegdrehen, die Arme unten lassen und ihn nicht mit dem Blick fixieren. Auf keinen Fall sollte man in Panik wegrennen. Das könnte auslösen, dass der Hund hinterherrennt. Einfach möglichst ruhig bleiben.
Ein entspannter Hund hat eine lockere Körperhaltung. Freut er sich, bewegt er sich springend, wedelt mit dem Schwanz und manchmal wackelt auch der Hintern.
Schwanzwedeln kann aber auch Aufregung oder Unsicherheit signalisieren. Deshalb sollte man einen fremden Hund genau beobachten. Streichelt man ihn und er wendet den Kopf ab, sollte man ihn in Ruhe lassen.
Wenn ein Hund Angst hat, macht er sich klein, duckt sich, wendet den Kopf ab und klemmt den Schwanz ein. Einen ängstlichen Hund sollte man auf keinen Fall bedrängen.
Das gilt auch, wenn ein Hund ärgerlich ist. Dann macht er sich groß und steif, stellt den Schwanz auf, schaut das Gegenüber an und knurrt. Das bedeutet: „Komm mir nicht zu nahe!“.
Info interaktiv
Wie erkunden wir die Welt?
Mit Augen
Und wie geht Kiro dabei vor?
Ausprobieren: Das Kind Hunde-Leckerle riechen lassen, diese dann verstecken und das Kind suchen lassen – erst danach kommt Kiro an die Reihe und alle beobachten, ob und wie er sie findet – mit der Nase.
Der wichtigste Sinn beim Menschen ist das Sehen. Wir können eine andere Person auch auf Entfernung durch Fixieren mit den Augen genau erkennen. Anders der Hund: Sein wichtigster Sinn ist das Riechen. Das genaue Riechen wird allerdings durch Luftzug gestört. Daher kommt der Hund ganz nah heran, wenn er sicher sein will. Er kommt mit der Nase, nicht mit dem Maul!
Wie sprechen wir mit einander?
Was versteht Kiro? Augenkontakt aufnehmen, dann einzelne Kommandos ausführen: beispielsweise sitz, hier, stopp, Platz, rollen, robben, Slalom… Ein Hund versteht aber auch unsere Gefühlslage in der Art, wie wir mit ihm sprechen.
Wie sagt er, was er nicht mag?
Weggehen, knurren, bellen, Haare stellen, Schwanz stellen, Zähne fletschen (die Zähne zeigen, um zu drohen)
Raufen/Rennen machen uns Spaß
Und Kiro? Ebenfalls – Also nicht rennen, wenn er uns nicht verfolgen soll!
Wie freuen wir uns?
Wie zeigt Kiro seine Freude? Beispielsweise ein Stöckchen zeigen, ihn beobachten und danach werfen
Wann haben wir Angst?
Wenn wir uns bedroht fühlen
Hat Kiro auch Angst?
Ja, er geht aus dem Weg, schaut weg, möchte in Ruhe gelassen werden
Wer ist der Chef?
Von wem lassen wir uns etwas sagen? Von Älteren, von den Eltern
Von wem lässt sich Kiro etwas sagen?
Vom „Herrchen“, von Erwachsenen.
Hunde haben ein feines Gespür für Hierarchien. Kinder sind für Hunde keine Chefs, sie benötigen noch selbst Schutz. Kinder sind also eher Kumpels, Kiro beschützt deshalb die Enkel, lässt sich von ihnen nichts sagen.
Wie beschützt Kiro?
Bellen, Krallen und zuletzt Beißen, beispielsweise auch gegen den Vater, wenn er mit den „schutzbedürftigen“ Kindern schimpft.
Lernen mit Bonbons macht Spaß
Kiro lernt gern mit Leckerchen.
Wie nimmt er die Leckerchen?
Ganz ruhig hinhalten, damit er sieht, er bekommt sie – so nimmt er sie ohne Zähne. Befürchtet er, dass man sie ihm wegnehmen will, dann schnappt er – sicherheitshalber – zu.
Mit Leckerchen wird jeder, der keine Angst hat, zum Chef für Kiro – aber man muss sich wie ein Chef verhalten: ruhig und klar. Zuerst die Aufmerksamkeit gewinnen (Augenkontakt), dann ein eindeutiges Kommando ohne viel zu reden, maximal zweimal hintereinander, danach belohnen (wenn das Kommando befolgt wird) oder erneut die Aufmerksamkeit durchsetzen.
Was passiert, wenn man Kiro ein Eis oder ein Wurstbrot, das man selbst isst, vor die Nase hält?
Er schnappt es sich.
Was kann man tun, damit das nicht passiert?
Hochhalten, deutlich nein/pfui sagen.
Praxisteil
Der Trainer macht stets zuerst vor, was dann vom Kind nachgemacht werden soll – immer mit Leckerchen im Anschluss: Kiro herrufen, Anweisung geben, z.B. Kiro Stock werfen und bringen lassen (tauschen gegen Leckerchen), Kiro Tricks machen lassen usw., evtl. als Mutprobe Kiro an sich hochspringen lassen…
Abschluss jedes Übungsteils
Mit Kiro durch den Garten rennen, Stöckchen werfen, Fotos machen und anderen Spaß haben, Schaukeln…
Festigung
Das Übungsprogramm sollte zwei bis drei Tage später evtl. auch in anderer Umgebung wiederholt werden. Möglichst sogar ein drittes Mal, denn Ängste bauen sich zwischen den Übungseinheiten wieder auf, man erlebt bei erneutem Üben, dass man sie jedoch zunehmend schneller überwindet.
Beendigung des Trainingsprogramms
Fragen zum Hundeverhalten diskutieren und zur Verfestigung des Gelernten ein Spiel mit Handpuppen durchführen:
Ein Hund kommt dem Kind entgegen, wie ist das richtige Verhalten? Das Kind fragt sich: soll ich jetzt wegrennen? Nein, ich beruhige mich besser. Soll ich ein Keks essen? Oder nehme ich einen Stock? Nein, denn der Hund will damit spielen und springt hoch. Wie sage ich ihm, dass er wegsoll? Laut und deutlich: nein oder pfui! …
Zuletzt wird dem Kind ein Hundetrainerdiplom mit Hundepfotenabdruck, Abschlussfoto und viel Lob überreicht:
Hundetrainerdiplom
(Name des Kindes)
hat heute bewiesen, dass er/sie sich mit Hunden gut auskennt und bekommt ein Diplom als Hunde-Trainer verliehen.
Foto mit Hund
Unterschrift und Pfote
Empfehlung: Zur Vorbereitung und Vertiefung ist das Kartenset von Fred Christmann „Ich bin doch kein Frosch“ bestens geeignet.